Poststempel Libanon 18.3.1955
Beirut, Libanon, 17.3.55
Liebste Mimi!
Wieder ein Brief von Dir! Die Post funktioniert gut. Du wirst schon einige Tage auf eine Nachricht gewartet haben, aber schneller als von hier aus geht’s eh nirgends. (Hier ist ein Flughafen.) Und Ninas Zeilen haben mich auch außerordentlich gefreut. Nina gratulier ich zum „sehr gut“! Ich schrieb ihr eine Karte aus Ankara u. wenn es geht, füg ich ihr zu diesem Brief ein Blatt dazu. Oder besser extra. Seit Ankara hab ich nicht mehr geschrieben, u. nun sitzen wir seit gestern hier in Beirut. Regen – Regen u. wieder Regen! Gräßlich! Das Wetter ist genau so verrückt wie in Europa. (Dies wird den Vater sehr interessieren!) Seit 1 Woche ist hier Winter. Alles verschoben. Im Jänner hat man hier gebadet, u. dieses Frühlingswetter hielt sich bis vor einigen Tagen. Ausgerechnet wir haben dieses Pech. Kalt u. Regen. Und was für Güsse. Natürlich freuen sich hier die Menschen, weil man schon Wassermangel hatte u. die Frühjahrsfrüchte ausfielen. Zu heiß hatte ich bis jetzt nie! Aber zu kalt, vor allem kalte Füße. Eisregen u. Schnee verfolgen uns bis hierher. Es wäre für Dich sehr unerfreulich gewesen. Gestern schien hier für 1 Stunde die Sonne, u. es war sofort warm, u. man bekam einen leisen Vorgeschmack. Dabei ist Beirut die Côte d‘Azur Arabiens. Libanon wird als die schönste Gegend Arabiens bezeichnet u. ist es sicher auch. Man badet im Meer – nur wir nicht! – u. fährt dann in die Berge zu den Zedern 1½ h (3.000 m hoch ist das Gebirge) zum Skifahren. Mittelmeerklima, wie Sizilien ungefähr. Bei diesen berühmten Zedern waren wir oben. Schneesturm u. verschneit wie im tiefsten Winter. Mir graust schon vor dem Schnee, aber die, die mit uns fuhren, freuten sich, weil sie heuer den 1. Schnee erlebten. Wie kleine Kinder.
Doch zurück nach Ankara. Bis jetzt war Istanbul der stärkste u. interessanteste Eindruck. Unübertroffen. Ankara ist eine teilweise moderne Stadt, vor allem der Boulevard Atatürk. Dahinter eine interessante Altstadt. (U. a. das in Stein gemeißelte Testament Kaiser Augustus. Untergang des röm. Reiches.) Die Stadt ist sehr interessant angelegt u. auf lauter Hügeln gebaut. Wie Spielzeug, Holzbausteine, picken die sehr farbigen Häuser an den Hängen. Rings um die Stadt – Steppe! Ein paar blühende Bäume am Straßenrand, herrliche Landschaft i. Pastellfarben. Frühling in Anatolien, aber nur in u. am Straßenrand, dann beginnt die Steppe u. der Vorgeschmack der Wüste. Nur schwarze, riesige Adler kreisen über dieses weite Hochland, u. Kamel-Karawanen u. Herden u. interessante Reiter begegnen einem. Karl May hat dies bestens beschrieben. (Ich mußte schon oft an Ernst denken.) Trotzdem ist diese Gegend im Ganzen herrlich ab der Gegend zwischen Stanbul – Ankara. In Ankara waren wir am Sonntag mittags Gast beim Gesandten. Wir bewohnten übrigens 2 Tage lang die Räume des Attachés. Eine Auszeichnung, die selten einem Österreicher zuteil wird. Mittags gabs – elegant serviert – Hasenbraten à la Wien. Ausgezeichnet. Bester österr. Wein u. dann türk. Kaffee. Das wär das für Dich, Mimi. Der Minister erzählte sehr interessante Dinge über d. Türkei, Iran u. s. w. Diese Länder hat er ja auch zu bereisen u. zu betreuen. Man bekam interessante u. aufschluß-reiche Eindrücke über die Mentalität der Einwohner dieser Länder u. über die wirtschaftl. Lage. Dann begaben wir uns natürl. auch auf das Gebiet d. Kunst. Er ist sehr gebildet + bewandert. Fährt nach Paris zur V. Gogh-Ausstellung u. s. w. Er hat ein herrliches Leben. Ich gönn es ihm, denn er ist ein würdiger Vertreter Österreichs. (Nicht so der Generalkonsul in Stanbul.) Abends waren wir mit einigen Österreichern der Gesandtschaft u. einigen v. d. deutschen Botschaft beisammen. Auch sehr interessant, da diese kleineren Leute die kleineren der Türkei besser kannten. In Ankara hatten wir schon wenig Möglichkeit zu fotografieren u. zu zeichnen. Das Wetter wurde immer schlechter. – Ich vergaß: Der Minister unterhielt sich 4 gestrichene Stunden mit uns. Max konnte auf dem Gebiet der Malerei u. Kunst wenig mitreden, aber er fand das Gespräch außerordentlich interessant. Der Gesandte war mehr als freundlich. Der Abschied war herzlich v. d. ganzen Gesellschaft. Alle waren sehr lieb. Nur am Sonntagfrüh gings wieder weiter durch Anatolien nach Adana über den Taurus. Schluchten, romantisch u. wild. Eine herrliche Landschaft. Die Bagdadbahn fährt auch ungefähr dieselbe Strecke, nur ist es mit dem Auto viel schöner. Durch das schlechte Wetter, plötzlich wilder Eisregen, wurde es sehr früh Nacht u. wir hatten vom letzten Teil der Fahrt sehr wenig zum sehen. In Adana stellten wir unseren VW in den Palmenpark der Stadt, schliefen bald ein, u. das Geschrei der Vögel u. Tauben weckte uns um 6h früh. Wir zogen gleich los nach Alexandrette (=Iskenderun). Auf dieser Strecke gibt es eine fantastische Burg, u. soviel ich mich erinnere, lieferten sich die Kreuzzügler eine Schlacht. (Gottfr. v. Bouillon?) Auch ein seltsames Abenteuer hatten wir in dieser Gegend. Eine Brücke war eingestürzt, u. wir sollten eine endlose Umfahrung machen, denn mit „diesem Wagen kämen wir nie durch den Fluß“, sagte man uns. Bis auf die großen Autobusse u. Laster kehrten auch alle um. Wir beobachteten einige Autos, maßen dann die Wasserhöhe an ihren Autos, verglichen dies auf unserem Wagen und – stürzten uns in die Fluten. Alles ging gut, weil wir ein bißerl eine andere Überquerung nahmen. Sonst wären unsere Utensilien unter Wasser gestanden. Ohne Beobachtung der andern Wägen wärs schief gegangen. Dann gings durch Orangenhaine, Agaven, Kakteen, Mimosen, Oliven + Palmen – das Meer sichtbar Richtung Grenze. Vor der türkisch-syrischen Grenze erlebte ich zum 1. x einen orientalischen Markt. Fantastisch! Jeder Film verblaßt u. jede Beschreibung. Leider regnete es leicht, u. Max hatte schlechten Humor (er kann sehr launisch sein), so daß das Fotografieren nicht viel wurde. Das wären Modelle! Aber es trafen mich schon sehr bösartige Blicke, als ich zum Fotografieren ansetzte. Interessante u. schöne Menschen, vor allem die Frauen u. Mädchen. Und färbig!
Unvorstellbar. Der Farbfilm wäre das wichtigste gewesen. Ich sah ein solches Bild bis jetzt nicht mehr. Um 12h erreichten wir auf schlechtester Straße die syrische Grenze, u. damit betraten wir arabischen Boden. Die Syrer sind wohl die schönsten Menschen, die ich je sah. Und von einer herzlichen Freundlichkeit, die man bei uns nicht oder selten trifft. „Nemsa“ ist allerdings auch ein Zauberwort. Sicher ist aber, daß die Europäer eine ganz falsche oder überhaupt keine Vorstellung von den Arabern haben, u. man sollte jeden Europäer, vor allem den Geschichts- + Geographielehrern die Möglichkeit geben, hierher zu reisen. Interessant die Landschaft u. vor allem die syrischen Dörfer. Diese Formen aus Skin und Lehm, weiß, ocker u. dkl. ocker, rote Erde u. ein kaltes Kobaltgrün dazwischen.
Kein Baum. Reizend die Kinder u. freundlich und unglaublich sprachbegabt. Dies ist überhaupt ein besond. Merkmal der Araber, vor allem der Libanesen. Wir machten einen Abstecher nach Aleppo. Der Bazar ist 1000 + 1 Nacht! Durch syrische Laubengänge drängen sich Menschen, schreiend, dazwischen reiten sie auf Eseln + Pferden, obwohl alles so eng ist. Ein „Duft“, obwohls kalt war, einmalig. Leichter Regen + düster, sodaß keine Aufnahme möglich war. Kein Film brachte das jemals. Man könnte stundenlang schauen. Wir mußten leider weiter, Max drängte auch. Gebaut wird übrigens ungeheuer viel u. schön u. alle Steine mit der Hand verarbeitet. Der Arbeiter kostet hier fast nichts. Wenn er 16,-S im Tag verdient, ist’s viel.
Durch Syrien bin meistens ich gefahren. Gerade Straßen u. ziemlich guter Asphalt. Schwierige Stellen od. im starken Verkehr fährt Max. Er ist ein Meisterchauffeur. – Es wird Nacht, u. wir wollen noch die liban. Grenze erreichen. Regen, Sturm + Dreckregen behinderten unser Tempo. Ich kann mir den Dreckregen nur so vorstellen, daß der Wind von der Wüste her den Staub in den Regen mischt. Die Fenster waren im Nu verdreckt. Müde erreichten wir – ich hab den Namen vergessen – eine arab. Stadt, wo wir das 1. arab. Essen einnahmen. Fladenbrot – Hammelfleisch – Reis in Weinblätter gedreht + Zwiebel. Nicht sehr bekömmlich. Davon mündlich. Max wollte noch weiter – nach Homs. Dies erreichten wir um 8h abends. Die Grenze nicht mehr. 5.000 km hatten wir hinter uns, ca. 1/5 unserer Strecke.
Am nächsten Tag um 9h früh überschritten wir die liban. Grenze, u. auf schlechter Straße, Eisregen + Sturm gings Richtung Tripoli. Das Meer tobte, ein herrlicher Anblick. Einige Sonnenstrahlen, dann wieder Regen. Tripoli – Ölumschlageplatz, schöne Landschaft. Max besuchte gleich Bekannte. Sehr liebe, feine Menschen. Mittagessen bei ihnen. Franz. + Englisch wird gesprochen (- Die Feder streikt seit ich sie in Istanbul füllen ließ.) Wir sollen wenigstens einige Tage bleiben. Der Chef des Hauses, bei Shell tätig, sieht aus wie eine Mischung v. Ch. Chaplin + R. M. Rilke. Ich soll ihn in Öl malen. Keine Zeit. Abends mache ich eine Skizze von ihm, u. er gibt mir Fotos mit. Er ist leider sehr eitel. Davon mündlich. Nachm. bei strömendem Regen müssen wir unbedingt die berühmten Zedern sehen. Was für eine herrliche Landschaft! Auf 1.800 m geht’s auf einer schön angelegten aber waghalsigen Straße hinauf. Ich fahre mit den Müttern mit einem Libanesen. Er fährt sicher + vorsichtig + kennt die Straße. Oben Schneesturm u. nichts zu sehen als tief verschneite Zedern. Hinein in die Bar – offenes Feuer – Musik – Whisky – Mandeln über alle Maßen gastfreundlich. 65 km hinauf – 65 km herunter, in tiefer Nacht bei Schnee + Regensturm. Um 9h abds sind wir daheim + es wird aufgetischt, was nur möglich ist. Arak, der starke Schnaps, auch. Max zeigt seine Fotos, ich rauche Wasserpfeife u. zeichne den Chef, der mir währenddessen in französisch seine romant. Lebensgeschichte erzählt.
Die Skizzen sind schlecht, hoffe ihn aber an Hand der Fotos zusammen-zubringen. (Daheim.)
Am nächsten Tag am Meer entlang – Regen + Sturm – hierher.
Hier VW Überholung. Schlafen im Wagen auf d. Universitäts-Camping, sehr fein. Visa für Jordanien + Abessinien. Besuch d. Gesandten u. beim Sohn v. Dr. Führer (!!), dessen Kompagnon ich auf d. Straße kennenlernte u. wenn geht, morgen od. übermorgen weiter über den Libanon nach Damaskus. Wenn Du diesen Brief kriegst, werden wir in Jerusalem sein. Habe mir einen leichten Schnupfen zugelegt – bei dem Wetter kein Wunder! Gretls Tir. Anzug ist meine Rettung. Bitte sag ihr dies; eine Karte werd ich ihr demnächst schreiben. Dies für heute. Vielleicht schreib ich noch was dazu. – Hoffentlich hattest Du eine gute Reise! Ich denke viel an Euch u. viele B. allen.
D. Helmut
Das Trachtenbuch kostet uns 15,-S.
Deinen Brief muß ich nächstens genauer beantworten. Herzl . Grüße d. Eltern + Bekannten.
Liebste, ein paar Zeilen noch bis Max zurückkommt. Gestern waren wir abends zu Gast beim hiesigen Gesandten, u. dessen Frau fragte mich plötzlich, ob ich eine Maria Rehm kenne in Österreich, denn das, was diese könne, könne niemand in Österr. u. weit + breit nicht! Die reizenden Oster- + Weihn.-Karten. Kannst Dir das Hallo vorstellen, als ich sagte – mit großem Stolz – dies sei meine Frau. Dein Name strahlt bereits im Orient u. [ich] stehe mit Vergnügen in diesem Schatten. Warum Du keine Kinderbücher machst u. s. w. Den Kalender kennt sie leider nicht, u. vielleicht könntest Du einen schicken. Ich hab ihr einen versprochen. Moser hat noch Kalender. Er muß ihn zum Einkaufspreis geben. Dann schick ihn bitte als Drucksache, gewöhnlich (nicht Luftpost) (mit halbem Preis!) mit einer Widmung von Dir. Die Verehrung ist sehr groß. Es stellte sich dann heraus, daß sie an der Akademie in Budapest studierte – sie ist Ungarin – u. in Grafik hier arbeiten will. Bis ich zurückkomme, wärs zu spät. Sie hat eine Tochter mit 3½ Jahren.
Adresse: Mme Mr DR. KURT FARBOWSKY, HOTEL SAINT GEORGES, BEIRUT – LIBANON
Soviel noch in aller Eile. Es regnet noch + noch. Gewitter. Morgen wären wir schon wieder nach Sidon eingeladen. Keine Zeit. –
Visas für Abessinien bekommen!
Vielleicht zeichne ich heute den Generalkonsul Abela, den „Vater der Österreicher“ im Libanon. Ein Libanese schaut aus wie der Gigli, liebenswürdig + reizend: Wie ein Italiener. Die Libanesen sind in dieser Beziehung denen sehr ähnlich.
Viele Bussln Dir u. d. Kindern
D. Helmut
Grüße v. Max
Das Wetter ist so schlecht, daß ich nicht zum Zeichnen komme. Dabei müssen wir uns hier länger aufhalten, weil wir noch 2 Visas brauchen u. Max 2 Tonbandaufnahmen machen will. Und einen Tag stand der Wagen in der Reparatur, weil sich durch die vielen Schlaglöcher der Motor gesenkt hatte. D. h. die Stangen, auf denen er ruht.
Es besteht keine Hoffnung, daß das Wetter besser wird.
Dem Bambi nochmals Bussi. Mein Schnupfen bessert sich.
Eine Gelsennacht hab ich auch schon hinter mir. (Capri!) Max schläft – wie Du – unangefochten von diesen Bestien. Ich konnte kaum ein Auge zutun. Diese Ludern kennen keinen „Winter“. Gestern hatten wir zwischendurch 1 h Sonne. So heiß wie bei uns im Hochsommer wars sofort. Dann krachte es wieder los. Wir waren am Hafen, als ein ital. Schiff ankam. Die Leute sahen alle bleich u. übelriechend aus. Ein Sturm wie seit Jahren nicht mehr.
Beirut, Libanon, 17.3.55
Liebe Nina!
Ich habe Dir schon auf einer Karte aus Ankara, der Hauptstadt der Türkei, geschrieben, daß ich mich über Deinen interessanten Brief sehr gefreut habe. Und hier in Beirut erwartete mich schon wieder einer! In diesem schreibst Du, daß Du in Mathes ein sehr gut bekommen hast. Bravo. Hoffentlich ist der Schleier, oder der Vorhang, wie Du im 1. Brief schriebst, bei der Lateinschularbeit auch verschwunden! Vielleicht erfahre ich dann in Kuwait, am persischen Golf, wie’s ausgegangen ist.
Also erlebt haben wir schon sehr viel. Dich hätte vor allem entzückt, daß die kleinen Kinder so reizend sind, alle schwarz, das heißt, dunkel, und dreckig u. lustig angezogen. Dann, daß die Türken und Araber wirklich die Hosen so tragen, wie man sie noch auf den alten Bildern sieht. Von hinten sieht es aus, als ob sie die Hosen voll hätten, so hängt die Hose in Falten herunter.
Die Kopfbedeckungen sind ganz verschieden und bunt. Die roten Kappen mit den schwarzen Quasten sieht man in der Türkei sehr selten, aber hier in Arabien sehr oft. Die Syrer tragen vor allem ein schwarz-weiß kariertes Kopftuch und sind sehr schöne Menschen. Die Frauen und Mädchen tragen zum Großteil einen schwarzen Schleier vor dem Gesicht, manchmal durchsichtig, manchmal nicht. In der südlichen Türkei, in Anatolien arbeiten die Frauen in ihrer bunten Tracht auf den Feldern. (Die Männer arbeiten hier weniger als die Frauen.) Alles reitet auf kleinen, herzigen Eseln, seltener auf Mulis oder Pferden. Was so ein kleiner Esel alles schleppt, ist unglaublich.
Die Frauen haben auch fast immer Hosen an, so türkische Pumphosen:
Die sind eben zum Reiten praktischer. Die Frauen lassen sich auch nicht gerne fotografieren u. drehen sich sofort um, wenn man den Fotoapparat auf sie richtet: Dann sieht man noch viel Kamele, die ganz gemütlich dahintrappen. Riesige Adler u. Geier kreisen in der Luft, schwarze u. gefleckte, daß man sich in Tirol darüber sehr wundern würde. Hier ist dies ganz alltäglich. (Ich meine jetzt nicht in den großen Städten, sondern in der Landschaft.) Orangenhaine links u. rechts der Straße verführen einen hineinzusteigen u. ein paar zu pflücken. Aber sie sind so billig, daß man sie kaufen kann. Interessant ist, daß manche Bäume Früchte tragen, während andere blühen. Hier gibt’s ja keinen Winter. Im Libanon ist das Wetter um 4 Wochen hinten, wie man so sagt. Es ist jetzt „Winter“, das heißt, es regnet viel und ausgiebig, und dann scheint plötzlich wieder die Sonne. So ähnlich wie bei uns daheim das Wetter im April ist. Normalerweise hätte eben dieser „Winter“ im Jänner u. Feber sein sollen. Zu heiß war mir eben deshalb noch nie. Ich muß mit Blei weiterschreiben, weil schon wieder die Tinte aus ist. – Der Mama hab ich von einer Burg geschrieben, eigentlich eine Festung, die in der Südtürkei steht bei Adana. Sie hat, so viel ich mich erinnere, in den Kreuzzügen eine große Rolle gespielt. Vielleicht kannst Du irgendwo den Namen oder die Geschichte der Burg erfahren. – Unsere Reise kannst Du ja im Atlas verfolgen. Istanbul – Bula – Ankara – Adana – Alexandrette oder ISKENDERUN – ALEPPO – HOMS – TRIPOLI – BEIRUT. Dann geht’s nach Damaskus – Jeruslem – Amann – durch die Wüste nach Bagdad (1.200 km durch die Wüste!) – MOSSUL – Bagdad – BASRA – KUWAIT am persischen Golf. Soviel für heute. Wenn ich wieder mehr Zeit habe, schreib ich Dir wieder. Du mir auch? Bitte sag Mama, sie soll mir ein kleines Foto von Bambi mitschicken. Ich finde sie nicht mehr. Lies dem Bambi bitte diesen Brief auch vor, u. ich würde mich sehr freuen, wenn mirs Bambi auch schreiben würde. Sehr gefreut hat mich auch, daß Du so lieb zur Mama bist u. Ihr Euch mit Elsbeth gut vertragt. Bussi u. viele Grüße! Dein Papa.
5.000 km sind wir schon gefahren!
Grüß bitte Mama, Bambi + Elsbeth, die Großeltern, Mia, Norbert + Wilfried + Tante Hilde, Pümpels + Frl. Renner.